Bernstein – das Gold des Meeres
Wer es am Strand findet, entdeckt zugleich auch einen uralten und wertvollen Schatz der Natur: das Gold des Meeres.
Vor über 50 Millionen Jahren, als die Erde noch ganz anders aussah als heute und die Ostsee noch nicht existierte, sondern Europa mit seinen heutigen Meeren ein großes Stück Land formte, war die Landschaft Südskandinaviens von riesigen Nadelwäldern geprägt, in denen Bernsteinkiefern gen Himmel ragten. Das von den Kiefern abgesonderte flüssige Harz tropfte auf den Boden und trocknete schnell, sobald es mit der Luft in Berührung kam.
Als der Meeresspiegel im Laufe der Jahrhunderte anstieg, fielen die Kiefern ins Wasser. Zugleich hat das Wasser die Harz-Klumpen, die die Kiefern zuvor abgesondert hatten, vom Boden gelöst und weggeschwemmt. So wurde das Bernsteinkiefer-Harz über Millionen von Jahren hinweg durch die Weltmeere befördert. Und von Zeit zu Zeit wird der Bernstein von den Wellen an den Küsten angeschwemmt. Weil Südskandinavien einen großen Bernsteinkiefer-Bestand hatte, ist vor allem die Ostsee reich an Bernstein – und mit ihr auch die Usedomer Ostseeküste.
Wer kennt sie nicht, die Strandspaziergänger, die ihre Blicke nicht über die Weiten der Ostsee schweifen lassen, sondern stattdessen suchend auf den Boden schauen, sich bücken, etwas aufheben, das Gefundene im Sonnenlicht begutachten, um es anschließend glücklich in ihrer Manteltasche zu verstauen… Bernstein gibt es in den verschiedensten Farben – meistens ist er gold-gelb, aber auch dunkelbraune oder gar bläuliche Farbtöne haben Wissenschaftler schon entdeckt. Als wahre Raritäten entpuppen sich jene Bernsteinfunde, in denen noch Tierchen aus der Urzeit eingeschlossen sind: Als das Baumharz vor Jahrmillionen von Jahren aus den Bäumen tropfte und auf den Boden fiel, hatte so manches Insekt keine Chance mehr zu entkommen. Sie wurden eingeschlossen. Die meisten dieser Tiere existieren heute schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden nicht mehr – für Fossilienforscher pure Raritäten, für Sammler seltene Schmuckstücke mit einer Millionen Jahre langen Geschichte.
Heute ist der Bernstein vor allem Schmuckstein an Ketten oder Armbändern. Kleine Schmuckläden oder Basare auf der Insel Usedom verkaufen die in oft liebevoller Handarbeit gefertigten Schmuckstücke. Selbst eine heilende Wirkung wird dem Bernstein nachgesagt, der, wie seine Entstehung schon verrät, kein Stein ist, sondern nach dem mittelniederdeutschen Wort „Börnsteen“ benannt ist, das so viel wie Brennstein bedeutet – Bezug nehmend auf die Brennbarkeit der Bernsteinkiefer, aus der der Bernstein entstand.
Einmal im Jahr widmen sich die Usedomer Bernsteinbäder dem Gold des Meeres ganz besonders- in den „Usedomer Bernsteintagen“. Abwechselnd präsentieren die Orte Zempin, Koserow, Loddin/Kölpinsee und Ückeritz ein umfangreiches Programm mit Wanderungen, Bernsteinsuchen, Vorträgen, Bernsteinschleifen und Führungen.
